Beschränkter Realisierungswettbewerb mit 2 Bearbeitungsphasen 2004
Unter dem Gesichtpunkt der Wiedergewinnung urbaner Werte und Qualitäten, entsteht hier ein neues städtisches Gebäudeensemble. Durch die beiden öffentlichen Stadthäuser und dem Geschäftshaus mit Läden und Cafes an der Ostanlage, entsteht ein markantes innerstädtisches Quartier mit hohen Aufenthalts- und Verweilqualitäten. Bedingt durch die Stellung und Anordnung dieser Gebäude sowie durch deren Maßstäblichkeit zueinander, werden Plätze, Gassen und Höfe mit verschiedenartigsten Raumeindrücken gebildet und ausformuliert. Der neue Stadthausturm wird Orientierungspunkt und weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt Gießen.
Das neue ‚Berliner Platz Ensemble' bezieht seine Identifikation nicht nur durch die beschriebene stadtbaukünstlerische Disposition, sondern natürlich durch die ihm eigene architektonische Gestaltung. Die Volumetrie über Staffelung und Substraktive Komposition bildet sowohl den stadträumlichen Bezug zur Umgebung als auch die komplexe Definition der Platzstruktur. Dies wird unterstützt durch die Massenverteilung, durch die Höhenausbildung und die Formulierung einer architektonischen Mitte durch den Rathausturm.
Durch die Ausbildung eines Sockels bei beiden Stadthäusern wird nicht nur eine subtile Differenzierung der öffentlichen Flächen (Stadtplatz und Foren) zueinander markiert, sondern gleichermaßen auch die Haupterschließungen der Gebäude.
Die Mehrschichtigkeit des Entwurfes wird durch die Fassadengestaltung unterstützt. Grosse, in die Backsteinfassade der Häuser eingeschnittene Fenster sorgen für ein Gleichgewicht von Geschlossenheit und Transparenz, das für ein Bürgerhaus Teil der inneren Logik sein muss. Die leichte Verringerung der Fensterhöhen im Fassadenverlauf vom Sockel- bis zum Dachgeschoss ergibt eine perspektivische Streckung des Volumens - eine Qualitätssteigerung der Proportion, ohne die absolute Höhe des Gebäudes verändern zu müssen.
Die besonderen Funktionsflächen (Konzertforum und Kunsthalle, Stadtbibliothek) finden ihren Ausdruck in einer Fassadenvarianz, die sich über Sichtbetonrahmungen in der Vormauerfassade definiert.