Architekten
Erweiterung und Grundinstandsetzung der Staatsbibliothek Unter den Linden, Berlin
Bibliotheken und ganz besonders Staatsbibliotheken werden bestimmt und architektonisch definiert über ihren wichtigsten Raum: den Lesesaal. Das Fehlen des ehemals dominanten Lesesaals lässt die Staatsbibliothek Berlins Unter den Linden seit Ende des 2. Weltkrieges und vor allem durch die Einwirkung der nachfolgenden Jahre und die damit einhergehende Zerstörung der Reste des ehemaligen Kuppellesesaales als Fragment sowohl inhaltlich als auch architektonisch erscheinen. Um das alte 'Ihne-Gebäude' wieder zur Bibliothek werden zu lassen, bedarf es der Errichtung eines Lesesaals, der durch zwei Entwurfsgedanken begründet ist.
Der Lesesaal muss wieder der zentrale Raum der Bibliothek werden, in dem sich alle notwendigen Lesebereiche befinden (Eingangsgeschoss Hauptlesesesaal, Erdgeschoß Rara-Lesesaal, Galerien Speziallesebereiche) und der gleichzeitig auf die Besonderheit der historischen Gebäudekomposition eingeht. Diese Gebäudekomposition wird charakterisiert durch die zentrale 'Achse', bestehend aus Lindenhalle, Ehrenhof, Treppenhalle, Vestibül, neuem Lesesaal und Universtätslesesaal. Durch den neuen Lesesaal wird diese ursprüngliche durchgehende Achse wieder aufgenommen. Er stellt sich nicht als abgeschlossenes geometrisches Element dar wie der ehemalige Kuppellesesaal, sondern als längs gestreckter Raum, der das Vestibül mit dem Universitätslesesaal verbindet. Hierdurch entsteht eine Raumkomposition, die nicht nur über die Höhe und die umgebenden Galerien bestimmt wird, sondern auch durch Analogien an introvertierte, auf sich bezogene Kirchenräume, die den Bezug zur Umgebung fast ausschließlich über den Lichtobergaden herstellen.
Diese klösterlich anmutende Strenge und Atmosphäre ist Inhalt und Wesenszug eines Lesesaales und der hier stattfindenen Konzentriertheit auf das eigentliche Element der Bibliothek: das Buch.
Stiftung Preußischer Kulturbesitz